Am Hochfest des Heiligen Josef.
Maria Valtorta durfte diese Episode sowie weitere Szenen aus dem Leben Jesu wie in einem Film betrachten und detailliert aufschreiben. Von 1943 bis 1947 schrieb sie, durch die Beschwerden an ihr Bett gefesselt, in kaum vier Jahren und in einem Guss ihr Meisterwerk, das im deutschen Sprachraum unter dem Titel Der Gottmensch – Leben und Leiden unseres Herrn Jesus Christus verbreitet wurde und zwölf Bände à je rund 400 Seiten umfasst. In diesem Werk wird die Episode der Passionszeit des Hl. Josef bedingt durch die Schwangerschaft der Gottesmutter bis zur Ausrufung der Volkszählung im Detail beschrieben. Mit Erlaubnis des Parvis-Verlages veröffentlichen wir diese Episode hier nachfolgend. Papst Pius XII. forderte am 26. Februar 1948 zur Veröffentlichung des Werkes auf, und überzeugende Vertreter der katholischen Kirche – wie Pater Pio – setzten sich für das Werk Der Gottmensch ein. Erste Infos zu Maria Valtorta: http://www.fatherspeaks.net/valtorta_intro_de.htm. Mehr zur Person Maria Valtorta siehe das Buch des Autors Jean-François Lavère: Das Rätsel Valtorta, ebenfalls im Parvis-Verlag. Eine Gegenüberstellung Der Gottmensch / Bibel gibt: http://evangelienharmonie.de/.
Lassen Sie sich durch die folgende Episode berühren, die mit der Passionszeit des Hl. Josef beginnt.
Literaturangabe für den nachfolgenden Buchauszug: Maria Valtorta, Der Gottmensch – Leben und Leiden unseres Herrn Jesus Christus, Parvis-Verlag, CH-1648 Hauteville, Schweiz.
41 »Wenn Josef weniger heilig gewesen wäre, hätte Gott ihm sein Licht nicht gewährt«
Maria sagt:
»Es ist der Vorabend des Gründonnerstag. Manch einem wird diese Vision unangebracht erscheinen. Aber dein Liebesschmerz über meinen gekreuzigten Jesus ist in deinem Herzen und bleibt dort, auch wenn eine liebliche Vision sich zeigt. Sie ist wie eine milde Wärme, die von einer Flamme ausgeht, die noch Feuer und doch nicht mehr Feuer ist. Feuer ist die Flamme, nicht ihre Wärme, die nur ihr Ergebnis ist. Keine selige oder friedvolle Vision ist imstande, dir diesen Schmerz vom Herzen zu nehmen. Behüte ihn sorgfältiger als dein Leben! Denn es ist das größte Geschenk, das Gott jemandem machen kann, der an seinen Sohn glaubt. Außerdem steht meine Vision in ihrem Frieden nicht im Gegensatz zu den Feiern dieser Woche.
Auch mein Josef hatte seine Passionszeit [Mt 1,18–25]; sie begann in Jerusalem, als ihm mein Zustand klar wurde. Und sie dauerte tagelang, wie für Jesus und für mich. Und es war kein geringer seelischer Schmerz. Nur wegen der Heiligkeit des Gerechten, meines Bräutigams, verlief sie in einer Weise, die so würdig und geheim war, daß sie im Laufe der Jahrhunderte wenig Beachtung gefunden hat. Oh! Wie schmerzlich war unsere erste Passionszeit!
Wer könnte ihre tiefe, stille Intensität beschreiben! Wer meinen Schmerz, da ich feststellen mußte, daß der Himmel mich noch nicht erhört und mein Geheimnis noch nicht enthüllt hatte; daß Josef es nicht kannte, sah ich an seinem Verhalten mir gegenüber, das wie üblich war. Wenn er gewußt hätte, daß ich in mir das Wort Gottes trug, hätte er dieses in meinem Schoß verschlossene Wort mit Akten der Verehrung, wie sie Gott gebühren, angebetet; er hätte sie nicht unterlassen, ebenso wie ich mich nicht geweigert hätte, sie entgegenzunehmen, nicht für mich, sondern für den, den ich in mir trug, so wie die Bundeslade die steinernen Tafeln und die Gefäße mit Manna in sich barg. Wer kann meinen Kampf gegen die Niedergeschlagenheit beschreiben, die mich überwältigen wollte, um mich zu überzeugen, daß ich vergeblich auf den Herrn gehofft hatte? Oh! Ich glaube, es war die Wut Satans! Ich fühlte, wie der Zweifel hinter meinen Schultern auftauchte und mit seinen kalten langen Krallen meine Seele zu umklammern und zu halten versuchte, um sie vom Gebet fernzuhalten. Zweifel ist gefährlich, ja tödlich für den Geist. Tödlich, weil der Zweifel der erste Ausdruck der tödlichen Krankheit ist, die „Verzweiflung“ heißt. Gegen sie muß der Geist sich mit aller Kraft wehren, um nicht seelisch zugrunde zu gehen und Gott zu verlieren. Wer kann den Schmerz Josefs wahrheitsgetreu beschreiben, seine Gedanken und die Verwirrung seiner Gefühle? Wie eine kleine, von einem großen Sturm ergriffene Barke befand er sich in einem Wirbel sich widersprechender Gedanken, in einem Netz peinlicher und grausamer Überlegungen, eine schmerzhafter als die andere. Er war ein Mann, der dem Schein nach von seiner Frau verraten worden war. Er sah seinen guten Namen und die Achtung in der Welt zusammenbrechen; er stellte sich schon vor, daß man ihretwegen mit Fingern auf ihn zeigen und ihn im ganzen Ort bedauern würde. Er sah seine Liebe und Hochachtung zu mir zu Tode getroffen durch die Offensichtlichkeit der Tatsache. Seine Heiligkeit erstrahlt hier noch erhabener als die meine. Und ich gebe dies Zeugnis mit meiner Liebe als Frau, weil ich will, dass ihr ihn liebt, meinen Josef, diesen weisen und klugen, diesen geduldigen und guten Menschen, der vom Geheimnis der Erlösung nicht ausgeschlossen ist, sondern mit ihm aufs innigste verbunden ist, denn er litt den Schmerz für das Geheimnis und verzehrte sich selbst dafür, er rettete euch den Erlöser durch den Preis seines Opfers und seiner großen Heiligkeit. Wäre er weniger heilig gewesen, so hätte er menschlich gehandelt und mich als Ehebrecherin verklagt, damit ich gesteinigt würde, und die Frucht meiner Sünde mit mir zugrunde ginge.
Wäre er weniger heilig gewesen, so hätte ihm Gott das Licht der Erleuchtung in dieser Prüfung nicht geschenkt. Aber Josef war heilig. Sein reiner Geist lebte in Gott. Die Liebe in ihm war glühend und stark. Und durch diese Liebe rettete er euch den Erlöser, da er mich nicht bei den Ältesten verklagte; und später ließ er in bereitwilligem Gehorsam alles zurück, um Jesus nach Ägypten zu führen und zu retten. Wenig der Zahl nach, aber furchtbar in der Intensität waren die drei Tage der Passion Josefs, die auch die meine war. Meine erste Passion. Obwohl ich seinen Schmerz kannte, konnte ich ihn in keiner Weise davon befreien aus Gehorsam gegenüber dem Beschluß Gottes, der mir gesagt hatte: „Schweige!“ Und als wir in Nazaret angekommen waren und ich sah, wie er nach einem kurzen Gruß wegging, gebeugt und wie in kurzer Zeit gealtert, und abends nicht mehr zu mir kam, wie es sonst seine Gewohnheit war: ich sage euch, meine Kinder, mein Herz weinte in heftigem Schmerz. Eingeschlossen in meinem Haus, allein, im Haus, wo mich alles an die Verkündigung und Menschwerdung erinnerte, und an Josef, der in einer unversehrten Jungfräulichkeit mit mir verlobt war, mußte ich der Entmutigung widerstehen, den Einflüsterungen Satans, und hoffen, hoffen und hoffen. Und beten, beten und beten. Und verzeihen, verzeihen und verzeihen, dem Verdacht Josefs, dem Aufwallen seiner scheinbar berechtigten Entrüstung. Kinder: man muß hoffen, beten und verzeihen, um die Gnade zu erhalten, daß Gott zu unseren Gunsten eingreift. Auch ihr habt eure Passion durchzumachen. Ihr verdient sie wegen eurer Sünden. Ich lehre euch, wie man sie durchsteht und in Freude umwandelt. Hofft ohne Maß! Betet ohne Mißtrauen! Verzeiht, um Verzeihung zu erhalten! Die Vergebung Gottes wird der Friede sein, nach dem ihr strebt, meine Kinder.
Weiteres möchte ich jetzt nicht sagen. Bis nach dem Ostertriumph wird Schweigen herrschen. Es ist Passionszeit. Habt Mitleid mit eurem Erlöser! Hört sein Klagen, zählt seine Wunden und Tränen; jede einzelne ist für euch geflossen, für euch ist alles gelitten worden. Jede andere Vision soll verschwinden vor dieser Erinnerung an die Erlösung, die für euch vollzogen wurde.«
42 Maria von Nazaret spricht sich mit Josef aus
Nach 53 Tagen zeigt die Mutter sich wieder mit der folgenden Vision, die ich nach ihrer Anweisung in dieses Buch einfügen soll. Die Freude erneuert sich in mir. Denn Maria sehen, heißt Freude besitzen.

Skizze des Hauses Mariens in Nazareth nach Maria Valtorta.
Quelle: http://evangelienharmonie.de/Valtorta/index.html
Ich sehe also das Gärtlein von Nazaret. Maria spinnt im Schatten eines dicht belaubten Apfelbaums, der voll beladen ist mit Früchten, die sich zu röten beginnen und rosig und rund wie Kinderbäcklein sind. Aber Maria ist es durchaus nicht rosig zumute. Die schöne Farbe, die ihre Wangen in Hebron belebte, ist verschwunden. Ihr Antlitz ist bleich wie Elfenbein. Nur die Lippen zeichnen einen Bogen von bleichem Korall. Unter den gesenkten Wimpern liegen zwei dunkle Schatten, und die Augenränder sind geschwollen wie bei jemand, der geweint hat. Ich sehe ihre Augen nicht, denn ihr Haupt ist nach vorne geneigt. Ihre Aufmerksamkeit ist auf ihre Arbeit gerichtet und mehr noch auf betrübliche Gedanken, denn ich höre sie seufzen wie jemand, der im Herzen schmerzlich leidet. Sie ist weiß gekleidet, in weißes Linnen; es ist sehr warm, obwohl die noch volle Frische der Blumen mir sagt, daß es Morgen sein muß. Ihr Haupt ist unbedeckt, und die Sonne, die mit dem von einem leichten Wind bewegtem Blätterwerk des Apfelbaumes spielt und wie mit Lichtbündeln bis zur braunen Erde der Blumenbeete vordringt, zeichnet Lichtkreise auf ihr blondes Haupt, und die Haare leuchten dort wie Dukatengold. Vom Haus her dringt kein Geräusch, ebensowenig von den benachbarten Gärten. Man hört nur das Murmeln eines kleinen Wasserrinnsals, das hinten im Garten in ein Becken plätschert. Ein kräftiges Klopfen an der Außentür des Hauses läßt Maria auffahren. Sie legt Spinnrocken und Spindel nieder und geht, um zu öffnen. Wenn auch ihr Gewand noch so locker und weit ist, es gelingt ihm nicht vollständig, die Rundung des Leibes zu verbergen. Vor ihr steht Josef. Maria erbleicht bis zu den Lippen. Jetzt gleicht ihr Antlitz einer Hostie, so blutleer ist es. Maria schaut ihn an mit einem traurigen, fragenden Blick. Josef sieht sie an mit fast flehenden Augen. Schweigend schauen sie sich an. Maria öffnet den Mund:
»Zu dieser Stunde, Josef? Brauchst du etwas? Was willst du mir sagen? Komm!«
Josef tritt ein und schließt die Tür. Er spricht noch nicht.
»Sprich, Josef! Was willst du von mir?«
»Dein Verzeihen.« Josef beugt sich nieder, als wollte er niederknien. Aber Maria, sonst immer so zurückhaltend, ihn zu berühren, fasst ihn entschlossen bei den Schultern und hindert ihn daran. Die Farbe im Antlitz Marias wechselt ständig. Bald ist sie ganz rot, bald schneeweiß wie vorher.
»Mein Verzeihen! Ich habe dir nichts zu verzeihen, Josef. Ich kann dir immer nur danken für alles, was du hier drinnen während meiner Abwesenheit getan hast, und für die Liebe, die du mir entgegenbringst.«
Josef schaut sie an, und ich sehe, wie sich zwei große Tränen in der Höhlung seiner tiefen Augen bilden; sie stehen wie auf dem Rand eines Gefäßes und rollen dann über Wangen und Bart.
»Verzeih, Maria! Ich habe dir mißtraut. Jetzt weiß ich [Mt 1,19–24]. Ich bin nicht würdig, einen solchen Schatz zu besitzen. Ich habe gegen die Liebe gefehlt, ich habe dich in meinem Herzen angeklagt. Ich habe dich ungerechterweise angeklagt, denn ich habe dich nicht nach der Wahrheit gefragt. Ich habe gegen das Gesetz Gottes gefehlt, weil ich dich nicht geliebt habe, wie ich mich selbst geliebt hätte . . . « [Lev 19,18].
»Oh! Nein! Du hast nicht gefehlt!«
»Doch, Maria! Wenn ich eines solchen Fehlers angeklagt worden wäre, hätte ich mich verteidigt. Du jedoch . . . Ich habe dir nicht ermöglicht, dich zu verteidigen, denn ich war daran, Entscheidungen zu treffen, ohne dich zu fragen. Ich habe gegen dich gefehlt, weil ich dich mit meinem Verdacht beleidigt habe. Schon ein Verdacht ist eine Beleidigung, Maria. Wer Verdacht schöpft, versteht nicht. Ich habe dich nicht verstanden, wie ich hätte sollen. Aber um des Schmerzes willen, den ich gelitten habe . . . drei Tage der Qual, verzeih mir, Maria!«
»Ich habe dir nichts zu verzeihen. Im Gegenteil: ich bitte dich um Verzeihung für den Schmerz, den ich dir bereitet habe.«
»O ja, das war ein Schmerz! Welch ein Schmerz! Schau: heute morgen hat man mir gesagt, daß ich um die Schläfen weiß geworden bin, daß ich im Gesicht Falten habe. Um mehr als zehn Lebensjahre bin ich in diesen Tagen älter geworden! Aber warum, Maria, bist du so demütig gewesen, vor mir, deinem Bräutigam, deinen Ruhm zu verbergen, und hast gestattet, daß ich dich verdächtigte?«
Josef kniet nicht mehr, aber er steht so gebeugt da, daß es fast so scheint. Maria legt ihre kleine Hand auf sein Haupt und lächelt. Sie scheint ihm zu verzeihen und sagt: »Wenn meine Demut nicht vollkommen gewesen wäre, hätte ich nicht verdient, den zu empfangen, der kommt, die Schuld jenes Hochmuts zu tilgen, der den Menschen zugrunde gerichtet hat. Und dann habe ich gehorcht . . . Gott hat diesen Gehorsam von mir verlangt. Er hat mich sehr viel gekostet . . . um deinetwillen, um des Schmerzes willen, den du erlitten hast. Aber ich konnte nur gehorchen. Ich bin die Magd Gottes, und die Diener widersprechen den Anordnungen nicht, die sie erhalten. Sie führen sie aus, Josef, auch wenn es sie blutige Tränen kostet.«
Maria weint leise, während sie spricht. So still, daß Josef, gebeugt wie er ist, es erst bemerkt, als eine Träne zu Boden fällt. Da erhebt er das Haupt und – es ist das erste Mal, daß ich ihn dies tun sehe – er nimmt die zarten Hände Marias in seine braunen, starken Hände und küßt die Spitzen der zarten Finger, die wie Pfirsichknospen aus den umschließenden Händen Josefs hervorragen.
»Aber jetzt muß vorgesorgt werden, weil . . . « Josef spricht nicht weiter, sondern blickt auf den Leib Marias. Sie wird purpurrot und setzt sich sogleich, um ihre Körperformen nicht so seinem Blick auszusetzen.
»Es muß schnell etwas geschehen. Ich werde hierherkommen. Wir werden die Ehe schließen . . . [Mt 1,24] in der kommenden Woche . . . paßt es dir?«
»Alles was du tust, ist gut, Josef. Du bist der Hausherr, ich deine Dienerin.«
»Nein. Ich bin dein Diener. Ich bin der glückliche Knecht meines Herrn, der in deinem Schoß heranwächst. Du bist gebenedeit unter allen Frauen Israels. Heute abend werde ich die Verwandten benachrichtigen und dann . . . wenn ich hier sein werde, werden wir alles vorbereiten für sein Kommen . . . Oh! Wie werde ich Gott in meinem Haus empfangen können? Gott in meinen Armen? Ich werde sterben vor Freude! . . . Ich werde nie wagen, ihn zu berühren! . . . «
»Du wirst es können, wie ich es können werde, durch die Gnade Gottes.«
»Aber du bist Du! Ich bin ein armer Mensch, der ärmste der Söhne Gottes . . . !«
»Jesus kommt für uns Arme, um uns reich zu machen in Gott; er kommt zu uns beiden, denn wir sind die Ärmsten und erkennen an, es zu sein! Freue dich, Josef! Der Stamm Davids hat den erwarteten König, und unser Haus wird prächtiger sein als der Königspalast Salomons; denn hier wird der Himmel sein. Wir werden mit Gott das Geheimnis des Friedens teilen, das die Menschen später kennen werden. Er wird unter uns aufwachsen, und unsere Arme werden die Wiege des heranwachsenden Erlösers sein, und unsere Mühen werden ihm das Brot sichern . . . Oh, Josef, wir werden die Stimme Gottes vernehmen, die „Vater und Mutter“ zu uns sagen wird! Oh!«
. . . Maria weint vor Freude: ein glückliches Weinen! Und Josef kniet jetzt zu ihren Füßen und weint, das Haupt fast in ihrem weiten Gewand verborgen, das in Falten auf den armen Ziegelboden des Zimmers fällt. Hier endet die Vision.
43 »Überlaßt dem Herrn die Sorge, euch als seine Diener kundzutun!«
Maria spricht:
»Niemand soll meine Blässe falsch auslegen. Sie entspringt nicht menschlicher Furcht. Menschlich gesehen, hatte ich die Steinigung zu erwarten; aber das war nicht der Grund meiner Furcht. Ich litt wegen der Leiden. Auch der Gedanke, daß er mich verklagen könne, verwirrte mich nicht. Ich befürchtete nur, er könne, wenn er auf Klage bestünde, gegen die Nächstenliebe fehlen. Wenn ich ihn sah, lief mir aus diesem Grund alles Blut zum Herzen. Es war der Augenblick, in dem ein Gerechter die Gerechtigkeit hätte verletzen können, indem er gegen die Liebe fehlte. Und daß ein Gerechter fehlen könnte, er, der nie einen Fehler beging, hätte mir den allergrößten Schmerz verursacht. Wenn ich nicht bis zum äußersten demütig gewesen wäre, wie ich es Josef gesagt habe, wäre ich nicht würdig gewesen, den in mir zu tragen, der, um den Hochmut im Menschengeschlecht zu tilgen, sich selbst vernichtete: Gott, in der Erniedrigung der Menschwerdung. Ich habe dir diese Szene gezeigt, von der kein Evangelium berichtet, weil ich die irregeleitete Aufmerksamkeit der Menschen hinlenken wollte auf die wesentlichen Voraussetzungen, um Gott zu gefallen und sein beständiges Kommen in der Seele zu erleben. Glaube: Josef hat blind an die Worte der himmlischen Botschaft geglaubt. Er bat Gott nur, glauben zu können; denn er war der aufrichtigen Überzeugung, daß Gott gut ist und daß er ihm, der auf den Herrn vertraute, nicht den Schmerz antun würde, verraten, getäuscht und vom Nächsten verspottet zu werden. Er bat Gott nur, mir vertrauen zu können; denn redlich, wie er war, konnte er nicht ohne Schmerzgefühl daran denken, daß andere es nicht seien. Er lebte das Gesetz, und das Gesetz sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wir lieben uns selbst so sehr, daß wir glauben, vollkommen zu sein, auch wenn wir es nicht sind. Warum also aufhören, den Nächsten lieben, bei dem Gedanken, er sei unvollkommen? Absolute Nächstenliebe! Liebe, die verzeihen kann und verzeihen will. Im voraus verzeihen, indem man im Herzen die Fehler des Nächsten entschuldigt. Augenblicklich verzeihen und alle Milderungsgründe dem Schuldigen zugestehen. Unbedingte Demut wie die Liebe. Anerkennen, daß man gefehlt hat, wenn auch nur mit dem bloßen Gedanken, und nicht so hochmütig sein, – was noch schlimmer wäre als der vorhergehende Fehler – dass man nicht bekennen will: „Ich habe mich geirrt.“ Außer Gott fehlen alle. Wen gibt es, der da sagen könnte: „Ich fehle nie?“ Noch viel schwieriger ist die Demut, die von den Wundertaten Gottes in uns zu schweigen weiß (wenn es nicht um der Ehre Gottes willen nötig wird, davon zu reden), damit der Nächste, der diese besonderen Gottesgaben nicht besitzt, nicht gedemütigt werde. Wenn er will, ja wenn er will, enthüllt Gott sich selbst in seinem Knecht! Elisabet sah mich, wie ich war. Mein Bräutigam erkannte, was ich war, als die Stunde der Erkenntnis für ihn gekommen war. Überlaßt dem Herrn die Sorge, euch als seine Diener kundzutun! Ihn drängt eine liebevolle Eile dazu; denn jedes Geschöpf, das er erhebt zu einer besonderen Sendung, ist ein neuer Ruhm für seine unendliche Glorie; denn es bezeugt, daß der Mensch so ist, wie Gott ihn haben will: eine geringere Vollkommenheit, die ihren Urheber widerspiegelt. Bleibt im Schatten und im Schweigen, ihr Bevorzugten der Gnade, um die einzigen Worte zu hören, die „Leben“ sind; um würdig zu werden, über euch und in euch die Sonne zu haben, die ewig leuchtet. Oh, seligstes Licht, du unser Gott, du Freude deiner Knechte, leuchte über diese Knechte, die dir gehören, auf daß sie jubeln in ihrer Demut und dich lobpreisen, dich allein, der du die Stolzen zerstreust, die Demütigen aber, die dich lieben, zur Herrlichkeit deines Reiches erhebst!«
44 Die Verordnung der Volkszählung
Ich sehe das Haus von Nazaret. Die kleine Stube, wo Maria gewöhnlich ihre Mahlzeiten einnimmt. Jetzt arbeitet sie an einer weißen Leinwand. Sie legt ihre Arbeit nieder, um eine Lampe anzuzünden, denn der Abend bricht herein, und sie sieht nicht mehr gut in dem grünlichen Licht, das durch die zum Garten halbgeöffnete Tür hereindringt. Sie schließt auch die Tür. Ich sehe, daß ihre Schwangerschaft weit fortgeschritten ist. Sie ist aber immer noch sehr schön. Ihr Schritt ist immer noch behend, und lieblich jede Bewegung. Nichts von der Schwerfälligkeit, die man bei den Frauen beobachtet, wenn sie bald ein Kind zur Welt bringen. Nur im Gesicht ist sie verändert. Jetzt ist sie „die Frau“. Vorher, zur Zeit der Verkündigung, war sie ein junges Mädchen mit einem heiteren, offenen Gesicht: dem Gesicht eines unschuldigen Kindes. Später, im Haus der Elisabet, zur Zeit der Geburt des Täufers, haben sich ihre Gesichtszüge verfeinert; sie ist durch eine reifere Schönheit gekennzeichnet. Jetzt ist ihr Antlitz abgeklärt, strahlt aber in liebevoller Weise auch eine Würde aus, die in der Mutterschaft den Höhepunkt ihrer Vollkommenheit erreicht.
Sie erinnert nicht mehr an Ihre „Annunziata“ von Florenz, Pater. Als sie noch Kind war, habe ich sie in diesem Werk wiedergefunden. Jetzt ist das Antlitz länglicher und magerer, das Auge sinnender und größer: das Antlitz, das Maria auch im Himmel hat. Denn dort hat sie das Gesicht und das Alter, die sie im Augenblick der Geburt des Erlösers hatte. Es ist die ewige Jugend, die nicht nur die Verwesung des Todes, sondern auch das Verblühen im Lauf der Jahre nicht gekannt hat. Die Zeit hat sie nicht berührt, unsere Königin und Mutter des Herrn, der die Zeit erschaffen hat. In den Qualen der Passion, die für sie schon viel, viel früher angefangen haben, ich möchte sagen, seit Jesus mit der Verkündigung der Frohen Botschaft begann, schien sie gealtert. Aber dieses Altern war wie ein Schleier, den das Leid über ihre unvergängliche Person warf. Von dem Augenblick an, da sie Jesus als den Auferstandenen sieht, wird sie wieder jenes frische und vollkommene Wesen, das sie vor den Leiden war, als ob sie durch das Küssen der heiligen Wunden den Balsam der Jugendlichkeit getrunken hätte, der das Zerstörungswerk der Zeit und erst recht dasjenige des Leidens zunichte macht. Tatsächlich, auch vor acht Tagen, als ich die Herabkunft des Heiligen Geistes schaute, erschien mir Maria schön, so wunderschön, und plötzlich viel jünger, wie ich oben schon geschrieben habe: „Sie gleicht einem himmelblauen Engel.“ Die Engel kennen kein Alter. Sie sind ewig schön durch ihre ewige Jugend, durch die ewige Gegenwart Gottes, der sich in ihnen widerspiegelt. Die engelhafte Jugendlichkeit Marias: ein himmelblauer Engel, der, sich vollendend, das vollkommene Alter erreicht, das sie mit in den Himmel genommen hat und in alle Ewigkeit in ihrem heiligen verklärten Körper bewahren wird, wenn der Heilige Geist seiner Braut den Ring ansteckt und sie vor aller Augen krönt. Jetzt ist sie nicht mehr verborgen in einer der Welt unbekannten Kammer, allein mit dem Erzengel als alleinigem Zeugen. Ich habe diese Abschweifung machen wollen, da sie mir notwendig erschien. Nun kehre ich zurück zur Vision.
Maria ist nun also eine wirkliche „Frau“ geworden, voller Würde und Anmut. Auch ihr Lächeln hat sich umgewandelt in Milde und Majestät. Wie ist sie schön! Josef tritt ein. Er scheint vom Dorf zu kommen, denn er kommt durch die Haustür, nicht von der Werkstatt her. Maria erhebt das Haupt und lächelt ihm zu. Auch Josef lächelt. Aber es scheint, als falle es ihm schwer, wie einem, der Sorgen hat. Maria beobachtet ihn mit fragendem Blick. Dann erhebt sie sich, um Josef den Mantel abzunehmen, faltet ihn und legt ihn auf eine Truhe. Josef setzt sich an den Tisch, stützt einen Ellbogen darauf und legt den Kopf in die Hand, während er mit der anderen, in Gedanken versunken, immer wieder durch den Bart fährt. »Hast du Sorgen, die dich plagen?« fragt Maria. »Kann ich dir helfen?«
»Du bist mir immer Trost, Maria; aber jetzt bin ich sehr besorgt um deinetwillen.«
»Um meinetwillen, Josef? Und warum?«
»Ein Erlaß ist an der Synagogentüre angeschlagen worden. Eine Volkszählung aller Bewohner Palästinas ist angeordnet worden, und man muß sich am Herkunftsort einschreiben lassen. Wir müssen nach Betlehem gehen . . . «
»Oh!« unterbricht ihn Maria und legt die Hände auf ihren Schoß.
»Das erschreckt dich, nicht wahr? Es wird mühevoll sein, ich weiß es.«
»Nein, Josef. Es ist nicht das. Ich denke . . . ich denke an die heilige Schrift: Rahel, die Mutter Benjamins und Frau Jakobs, aus dem der Stern hervorgehen wird: der Erlöser [Num 24,17; Gen 35,18–20; 48,7], Rahel ist begraben in Betlehem, von dem es heißt: „Und du Betlehem-Efrata, du bist die kleinste Stadt im Stamme Juda, aber aus dir wird hervorgehen der Herrscher“ [Mi 5,2]. Der Herrscher, der dem Geschlecht David verheißen worden ist! Er wird dort geboren werden . . . «
»Glaubst du . . . glaubst du, daß es schon Zeit ist? Oh! Was sollen wir tun?«
Josef ist völlig verwirrt. Er schaut mit mitleidigen Augen auf Maria. Sie bemerkt es. Und lächelt, mehr zu sich selbst als zu ihm. Ein Lächeln, das zu sagen scheint: »Er ist ein Mensch, ein gerechter, aber ein Mensch. Und er sieht als Mensch, denkt als Mensch. Habe Erbarmen mit ihm, meine Seele, und lehre ihn mit geistigen Augen zu sehen!« Und ihre Güte drängt sie, ihn zu beruhigen. Sie lügt nicht, aber sie lenkt seinen Kummer ab: »Ich weiß nicht, Josef. Die Zeit ist nahe. Aber könnte der Herr sie nicht verzögern, um dich von dieser Sorge zu befreien? Er vermag alles. Fürchte nichts!«
»Aber die Reise . . . ! Wer weiß, wieviel Volk unterwegs ist! Werden wir eine gute Unterkunft finden? Werden wir zur rechten Zeit wieder zu Hause sein? Und wenn du dort gebären solltest, was machen wir dann? Wir haben kein Haus . . . Wir kennen dort niemanden mehr . . . «
»Fürchte nichts! Alles wird gut gehen. Gott läßt das gebärende Tier einen Zufluchtsort finden. Meinst du, daß er uns nicht einen für seinen Messias finden läßt? Wir vertrauen auf ihn, nicht wahr? Stets vertrauen wir auf ihn. Je größer die Prüfung ist, um so mehr vertrauen wir. Wie zwei Kinder legen wir unsere Hände in seine Vaterhand. Er führt uns. Wir wollen uns ganz ihm überlassen. Schau, wie er uns bisher mit Liebe geführt hat! Auch der beste Vater könnte es nicht mit größerer Sorgfalt tun. Bleiben wir seine Kinder und seine Diener! Erfüllen wir seinen Willen! Nichts Böses kann uns zustoßen. Auch dieses Edikt ist sein Wille. Was ist schon ein Kaiser? Ein Werkzeug in der Hand Gottes. Seit der Vater beschlossen hat, dem Menschen zu verzeihen, hat er auch vorausbestimmt, daß sein Christus in Betlehem geboren werde. Sie ist die kleinste Stadt von Judäa; sie war noch nicht, und schon wurde ihr Ruhm verkündet. Damit dieser Ruhm sich bewahrheite und das Wort Gottes nicht Lügen gestraft werde – und das würde geschehen, wenn der Messias anderswo geboren würde – sieh da, ein Mächtiger, weit weg von hier, der uns bezwungen hat und jetzt seine Untertanen kennen will; jetzt, da die Welt im Frieden ist . . . Was bedeutet uns die kleine Mühe, wenn wir an die Schönheit dieses Augenblicks des Friedens denken? Überlege, Josef! Eine Zeit, in der es keinen Haß in der Welt gibt! Kann es eine glücklichere Stunde geben für den Aufgang des Sternes, dessen Licht göttlich und dessen Einwirkung Erlösung ist? Oh! Habe keine Furcht, Josef! Wenn die Wege unsicher sind, wenn das viele Volk die Reise erschwert, werden die Engel uns verteidigen und beschirmen. Nicht uns: ihren König. Wenn wir keine Unterkunft finden, werden ihre Flügel unser Zelt sein. Nichts Böses kann uns zustoßen; nichts kann uns geschehen: Gott ist mit uns.«
Josef blickt sie an und hört selig zu. Die Falten auf seiner Stirn glätten sich, das Lächeln kehrt zurück. Er erhebt sich ohne Müdigkeit und Sorgen. Er lächelt. »Du Gesegnete, du Sonne meiner Seele! Du Gebenedeite, du verstehst alles im Licht der Gnade zu betrachten, von dem du erfüllt bist. Verlieren wir also keine Zeit, denn wir müssen so rasch wie möglich abreisen und . . . so schnell wie möglich zurückkehren; denn hier ist alles bereit für den . . . für den . . . «
»Für unseren Sohn, Josef. Das muß er in den Augen der Welt sein, denk daran! Der Vater hat seine Ankunft mit Geheimnis umgeben, und wir dürfen den Schleier nicht heben. Er, Jesus, wird es tun, wenn die Stunde gekommen ist . . . «
Die Schönheit des Antlitzes, des Blickes, des Ausdrucks und der Stimme Marias ist unbeschreiblich, als sie das Wort „Jesus“ ausspricht; das ist bereits Verzückung! Und mit dieser Ekstase endet diese Schau.
45 »Lieben heißt, den Geliebten über Gefühl und Interesse hinaus befriedigen«
Maria spricht:
»Ich brauche nicht viel hinzuzufügen, denn meine Worte sind schon Belehrung. Ich möchte jedoch die Aufmerksamkeit der Frauen auf folgendes lenken. Gar viele Ehen geraten in Unordnung durch die Schuld der Frauen, die nicht jene Liebe besitzen, die alles ist: Freundlichkeit, Mitleid und Trost dem Gatten gegenüber. Auf dem Mann lastet nicht das körperliche Leiden, das die Frau bedrückt. Aber alle seelischen Sorgen lasten auf ihm. Der Zwang der Arbeit; die Entscheidungen, die zu fällen sind; die Verantwortung gegenüber den Behörden und gegenüber der eigenen Familie . . . Oh, wie viele Dinge lasten doch auf dem Mann! Und wie sehr bedarf auch er des Trostes! Der Egoismus ist oft so groß, daß die Frau dem müden, entmutigten, verkannten und besorgten Mann auch noch die Last ihrer unnützen und vielfach ungerechtfertigten Klagen aufbürdet. All das, weil sie egoistisch ist. Sie liebt nicht. Lieben heißt nicht, für sich selbst Befriedigung in der Sinnlichkeit und im Gewinn suchen. Lieben heißt, den Geliebten über das Sinnliche und Nützliche hinaus im Geist zu befriedigen; heißt, seinem Geist die Stütze zu sein, die er nötig hat, um seine Flügel offen halten zu können im Himmel der Hoffnung und des Friedens.
Ein anderer Punkt, auf den ich die Aufmerksamkeit lenken möchte. Ich habe schon darüber gesprochen, aber ich weise immer wieder darauf hin: ich meine das Gottvertrauen. Das Vertrauen faßt die theologischen Tugenden zusammen. Wer Vertrauen hat, beweist damit seinen Glauben. Vertrauen ist Zeichen der Hoffnung. Vertrauen ist auch eine Äußerung der Liebe. Wenn jemand liebt, hofft, an eine Person glaubt, hat er Vertrauen. Sonst nicht. Gott verdient dieses Vertrauen. Wenn wir es armen Menschen schenken, die fehlen können, warum sollten wir es dann Gott verweigern, der niemals fehlt? Vertrauen ist auch Demut. Der Stolze sagt: „Ich genüge mir selbst. Jenem kann ich nicht vertrauen, denn er ist unfähig, lügnerisch, anmaßend . . . “ Der Demütige sagt: „Ich vertraue ihm. Warum sollte ich ihm nicht vertrauen? Warum sollte ich denken, daß ich besser sei als er?“ Und mit noch mehr Recht sagt er von Gott: „Warum sollte ich dem mißtrauen, der gut ist? Weshalb sollte ich denken, daß ich mir selbst genüge?“ Gott schenkt sich dem Demütigen, zieht sich aber vor dem Stolzen zurück. Vertrauen ist auch Gehorsam. Und Gott liebt den Gehorsamen. Gehorsam bezeugt, daß wir uns als seine Kinder betrachten und Gott als Vater anerkennen. Und ein Vater kann nur lieben, wenn er ein wahrer Vater ist. Gott ist unser wahrer und vollkommener Vater.
Ein dritter Punkt, den ich euch zu beachten empfehle, ist ebenso auf dem Vertrauen gegründet. Nichts geschieht, ohne daß Gott es zuläßt. Bist du Untergebener? So bist du es, weil Gott es erlaubt hat. Bist du mächtig? So bist du es, weil Gott es gestattet hat. Trachte daher, du Mächtiger, aus deiner Macht nicht dein Unglück zu machen! Es wäre immer „dein Schaden“, auch wenn es anfänglich so scheinen könnte, daß es der anderen Übel sei. Wenn Gott etwas erlaubt, so erlaubt er doch nicht alles. Und wenn du das Maß überschreitest, so wird er dich treffen und zerbrechen. Suche deinerseits, du Untergebener, aus diesem deinem Los einen Magnet zu machen, der den göttlichen Schutz anzieht! Und verfluche nie! Überlasse Gott die Sorgen: ihm allein, dem Herrn aller Menschen, steht das Recht zu, seine Geschöpfe zu segnen und zu verdammen. Ziehe in Frieden!«
46 Die Reise nach Jerusalem
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