Der Weltjugendtag 2019 in Panama war im Vorfeld in der kath. Kirche in Deutschland kaum thematisiert worden – leider. Ist er doch eine Gelegenheit, jungen Menschen die Gemeinschaft der Glaubenden nahezubringen. Das Gefühl der weltweiten Gemeinschaft glaubender (junger) Menschen ist ein sehr starker Impuls gerade für jungen Menschen, die in Deutschland oft den Eindruck haben, zu den aussternbenden letzten ‚Mohikanern‘ zu gehören. Auch Pfr. James Mallon betont in „Divine Renovation – Wenn Gott sein Haus saniert“ den Wert von christlicher Gemeinschaft, der oft am Anfang einer Bekehrung steht.
Daher rührt auch der Erfolg von Alpha-Kursen, bei denen die Erfahrung christlicher Gemeinschaft in aller Verschiedenheit die Basis ist für die Entdeckung einer persönlichen Beziehung zu Christus Jesus. Wie berief denn Jesus die ersten Jünger? „Kommt uns seht!“ (Joh 1, 39). Sie erfuhren also zuerst Gemeinschaft, bevor sie unterwiesen wurden und zum Glauben an Christus kamen. Ähnlich verfuhr Jesus mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4, 5 ff.): Er macht ihr keine Vorwürfe sondern eröffnet ein Gespräch mit ihr auf Augenhöhe – so sind die beiden erst einmal in Gemeinschaft. Im Laufe des Gespräches offenbart sich Jesus behutsam. Die Frau kann es annehmen und wird zur Missionarin in ihrem Dorf, indem sie bekennt: „Kommt her, seht, da ist ein Mensch, (…) Ist er vielleicht der Christus?“ (Joh 4,29). Darufhin gehen viele aus dem Dorf zu Jesus am Brunnen: „Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte.“ (Joh 4, 41).
Eigentlich wollte ich ja partout nicht hin, zum WJT (Weltjugendtag), denn das Geschenk der Fahrt war nicht mit mir abgesprochen und passte eigentlich gar nicht in meinen Zeitplan Ende Januar. Außerdem war mein Reisepass abgelaufen. Also machte ich einen Deal mit Gott: Wenn der Pass rechtzeitig kommt, fahre ich nach Panama. Und der Pass kam rechtzeitig! Also machte ich mich noch am Freitag auf den Weg, als beim WJT bereits der Kreuzweg gegangen wurde. Pünktlich 16.30 Uhr Ortszeit kam ich am Flughafen von Panama-City an, nahm ein Taxi zum Campus „Johannes Paul II“ und fand mich unversehens in einem Strom überwiegend junger fröhlicher Menschen, die zum Campus unterwegs waren:
Ich war sehr grührt zu sehen, dass so viele Menschen so fröhlich und hoffnungsvoll auf das Feld hin zogen, wo sie über Stunden gemeinsam beten und leben würden. Im D3-Sektor nahm ich dann mein Quartier auf und rollte meine Isomatte aus. Hier bot sich mir in der Abendsonne ein prächtiges Bild eines bunt zusammengewürfelten Heeres aus allen Nationen mit einem stark verbinden Element: dem gemeinsamen katholisch-christlichen Glauben.
Vor mir fand ich dann überraschenderweise eine Gruppe Schwestern vom armen Kinde Jesus aus Kolumbien. Diese aus Aachen stammende Kongregation ist nicht sehr groß und die Wahrscheinlichkeit sie direkt vor mir zu treffen war eigentlich minimal. Aber so hat es der Herr eben gefügt und ich konnte mich mit einer jungen Mitschwester in englisch unterhalten, was uns beide Freude bereitete. Die Fotos davon habe ich ja bereits im vorherigen Beitrag gezeigt. Dann begann die Vigil mit Papst Franziskus. Texte der Ansprachen des Papstes während des WJT finden sich hier. Am Anfang standen auch bewegende Zeugnisse junger Menschen, wie sie zum Glauben gekommen waren. Darunter eine Palästinenserin, die während des WJT 2016 in Krakau zum Glauben an Jesus gefunden hatte. Ein zentrales Element der Vigil ist die Eucharistische Anbetung, bei der dann gut 500.000 junge Menschen auf dem Feld ganz ruhig waren, im Gebet versunken. Das war ein Moment einer ganz besonderen Atmosphäre. Danach folgte das Gebet zur Gottesmutter Maria. Dazu wurde eigens die Fatima-Statue aus Fatima nach Panama und auf den Altarbereich geholt.
Nach der eigentlichen Vigil ging das Abendprogramm noch weiter. Vor allem mit viel Musik. Aber auch ein gemeinsamer Rosenkranz wurde gebetet. Ich bin dabei leider erschöpft eingeschlafen … und um 6.00 Uhr morgens jäh aus meinen Träumen gerissen worden als es über die Lautsprecher dröhnte „Good morning everybody!“ gefolgt von rhythmischer lateinamerikanischer Musik. Also begannen wir alle unsere Morgentoilette.
Ab 7.00 Uhr war dann der Weg entlang des langgestreckten Feldes von Sicherheitskräften gesperrt, denn Papst Franziskus fuhr ca. 7.30 Uhr die ganze Strecke entlang des Pilgervolkes ab. Um 8.00 Uhr begann dann die Abschlußmesse.
Nach der Heiligen Messe gegen 10.00 Uhr war es dann auch schon wieder mächtig warm geworden, denn am Himmel zeigte sich keine einzige Wolke. Die 700.000 Teilnehmer auf dem Feld machten sich nun auf den Weg zurück in ihr Quartier. Das bedeutete aber zunächst einen längeren Fußmarsch über einige Kilometer, denn das Areal war weiträumig für den Verkehr abgesperrt worden. Gott sei Dank htte ich einige Wasserflaschen aus Deutschland mitgebracht, die ich jetzt sukzessive in mich hineingoß.
Viele machten dann nach einigen Kilometern in der Hitze aber erst einmal eine Rast unter einer Brücke oder unter Bäumen. Ich selbst genoß da eine Dose Ravioli – köstlich!
Hinter der großen Absperrung gelang es mir dann, zusammen mit einem jungen US-Amerikaner ein Taxi zu ergattern, dass mich zu meiner Pension brachte. Was für ein Abenteuer bis hierhin! Am Nachmittag und Abend sah man dann noch überall WJT-ler herumstreifen – erkennbar an den blauen WJT-Rucksäcken:
Speziell in der Altstadt von Panama-City, in Casco Viejo, schlenderten am Abend noch viele WJT’ler durch die engen Straßen. Einige feierten auch weiter ihren Glauben, wie hier eine Gruppe vom Neokatechumenalen Weg vor der Kathedrale, die zu Liedern tanzte:
Die Altstadt war nicht nur weitestgehend sorgfältig restauriert worden, sie beherbergt auch viele sehenswerte Kirchen, ebenfalls liebevoll renoviert. Eine bot auch eine Kapelle mit Eucharistischer Anbetung an, die von Pilgern gern aufgesucht wurde:
Ich selber habe in den Tagen nach Ende des WJT noch einige Sightseeing-Touren gemacht und dabei Panama etwas näher kennengelernt.
Ingesamt war es wieder ein großartiges Glaubensfest, speziell für junge Menschen. Ich denke, eine solch frohe und im Gebet verbundene Weltkirche zu erleben ist speziell bei einem allerersten WJT-Besuch eine prägende Erfahrung, da man mit in den Alltag nimmt, um davon zu zehren und um die Glaubensfreude auch in die Gemeinde zu tragen, die nicht selten hoffnungsarm vor sich hin lebt. Genau das wünsche ich mir: Dass junge Menschen sich mit dem Status Quo der Kiirche nicht zufrieden geben, sondern zu lebendigen Steinen des mystischen Leibes Christi werden, die die Kirche aufbauen und tragen. Denn Kirche ist da: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20 ). Und es gibt so viele Möglichkeiten, seine Talente einzubringen: Hier eine kleine Auswahl möglicher Projekte: https://www.christus-in-die-mitte.de/projekte/
Freuen wir uns schon auf den nächsten Weltjugendtag 2022 in Lissabon, Portugal.